Bier-Historie

Mit dem Aufschwung der Sommerresidenz im 18. Jahrhundert unter Carl-Theodor stieg auch die Zahl der Wirtschaften mit ihren Hausbrauereien auf über vierzig an. 

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Die Wirte konnten gerade in den Sommermonaten durch den Hof sehr gut leben. Es gab aber auch immer mal wieder Beschwerden von Schwetzinger Bürgern, dass das Bier zu teuer sei, die Qualität hingegen war immer sehr gut.

Die meisten Gasthäuser befanden sich an der Ost-West-Achse von Schwetzingen, der heutigen Zeyher- und Dreikönigstraße, der damaligen Verbindungsstraße zwischen Heidelberg und Speyer und dem Ortskern um Rathaus und St. Pankratius Kirche. Später kamen die Carl-Theodor- und die Mannheimer Straße dazu.
Die älteste bekannte Schildwirtschaft in Schwetzingen war der „Römische Kaiser“ in der Dreikönigstraße. Er trug schon um 1700 das Schild „Zum Kayser“, daneben gab es neun Kranzwirtschaften.

Als im Jahr 1778 der Hof wegzog, wurde es in dem kleinen Marktflecken Schwetzingen ruhiger. Es wurde immer noch mehr Bier als Wein getrunken, aber die vielen Gäste im Sommer fehlten, die Zeiten wurden unruhiger und so nahm die Zahl der Brauereien stark ab.

… der Ort ist vom ehemals blühendem Zustand herabgesunken … es sind 3 privilegierte Bier- und Branntweinbrennereien da, 12 Schild- und 6 Kranzwirte, neben Konzession ...
Heinrich Ludwig Hofmann, Weiße-Schwanen-Wirt

Die übriggebliebenen kleineren und größeren Brauereien fanden in und um Schwetzingen alles was man zum Brauen brauchte. Es gab reichlich und günstig Hopfen, Gerste und in jenen Tagen sogar gutes Wasser.

Schwetzingen wurde das Zentrum des nordbadischen Hopfenanbaugebietes. Zur Sicherung des Qualitätsstandards des echten und unverfälschten Schwetzinger Hopfens führte die Stadt 1886 ein eigenes Waag- und Hopfensiegel ein. Zum Siegelbezirk Schwetzingen wurde nur der auf Gemarkung Schwetzingen, Oftersheim, Plankstadt, Ketsch und Brühl erzeugte Hopfen zugelassen.

Der Preis für Hopfen schnellte in die Höhe und in Schwetzingen setzte ein wahrer Hopfenrausch ein. Jeder Schwetzinger, ob arm oder reich, trachtete danach, auf seinem Acker so viel wie möglich Hopfen anzubauen. Ganze Gemarkungen wie der Neurott waren ein einziger Hopfenwald. Im September hieß es in Schwetzingen „Hoppe-zoppe“.

Anfang des 20. Jahnhunderts ging der Anbau immer weiter zurück. Andere Sonderkulturen wurden in Schwetzingen wichtiger: Spargel und Tabak. Auch die Brauereien schlossen sich zusammen, wurden verkauft oder ganz geschlossen. Um 1900 waren es noch drei große Brauereien: die Welde-Brauerei, die Schwanen-Brauerei Kleinschmitt AG, die sogar ihr Bier bis nach Stuttgart auslieferte, und die Zähringer-Brauerei.